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Zusammenfassung:
Die Dekarbonisierung des Verkehrs- und Stromsystems ist ein weitreichender Transformationsprozess,
der erhebliche Veränderungen für die Menschen mit sich bringt. Er
kann nur als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gelingen, die aus Betroffenen Beteiligte
macht und Interessen sowie Vorstellungen von Bürgerinnen und Bürgern berücksichtigt.
Wirksame Beteiligung im Forschungs- und Politikprozess sind bei der Verkehrs- und
Stromwende deshalb unabdingbar. Unterschiedliche Formate, wie Befragungen und Deliberation
erlauben es, die Einstellungen aus einem Querschnitt der Gesellschaft zu Politikoptionen
zu untersuchen und Betroffene somit an der Entwicklung dieser partizipieren
zu lassen.
In dieser Analyse untersuchen wir in zwei parallel durchgeführten Befragungen im Rahmen
der Ariadne Bürgerdeliberation und einer repräsentativen Panelbefragung die Haltung
der Bürger:innen gegenüber verschiedenen Politikoptionen in den Bereichen Verkehr
und Strom. Das Ziel war hierbei durch die vergleichende Betrachtung besser zu verstehen,
welche Optionen gesellschaftlich mitgetragen werden (und welche nicht) und
aus welchen Gründen. Die Verbindung beider Zugänge bietet eine umfassende Perspektive
auf die gesellschaftliche Trägerschaft der Energie- und Verkehrswende. Die Bürgerinnen
und Bürger sprachen sich in beiden Bereichen – Strom und Verkehr – für möglichst
gerechte und effektive politische Optionen aus.
Die Mehrheit der Befragten ist bereit, Veränderungen mitzutragen, wenn gewährleistet
wird, dass alle Menschen und vulnerable Gruppen Zugang zu bezahlbarer Mobilität und
Energieversorgung haben. Dies spiegelt sich in der Wahrnehmung von Stärken der verschiedenen
Optionen und dem Wunsch, das Beste aus den Welten und Pfaden zu kombinieren.
Für die Energie- und Verkehrswende insgesamt zeigen die Bürger:innensichten die Wichtigkeit
einer Politik auf, die sich sowohl an sozialen als auch ökologischen Auswirkungen
orientiert. Der klimafreundliche Umbau des Energiesystems wird von einer breiten gesellschaftlichen
Mehrheit in Deutschland getragen und die Menschen sind bereit, sich bei
der Umsetzung aktiv zu engagieren. Bei der Frage der Art der Gestaltung wird von den
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Bürger:innen mehrheitlich eine dezentrale Energieversorgungsstruktur bevorzugt. Damit
sind jedoch sowohl Hoffnungen als auch Sorgen verbunden. In der Verkehrswende ist
den Menschen eine faire Teilhabe an Mobilität wichtig, dass also die verschiedenen Mobilitätsbedürfnisse
diverser gesellschaftlicher Gruppen berücksichtigt werden. Neben der
sozialen Gerechtigkeit spielt in der Verkehrswende auch die Klimawirkung – also die Effektivität
von Maßnahmen – eine zentrale Rolle für die gesellschaftliche Trägerschaft.
Trotz verbleibendem Diskussionsbedarf der beteiligten Bürger:innen zu konkreten Umsetzungsfragen
zeigen die Ergebnisse die Bereitschaft sich mit den Auswirkungen politischer
Optionen auseinanderzusetzen und dadurch Wandel nicht primär als Bedrohung
und Sorge, sondern als Chance auf ein inklusiveres und attraktiveres Zusammenleben zu
sehen.
Eine Voraussetzung für einen wissenschaftlich informierten Lernprozess ist, das Wissen
zu Politikoptionen und deren Auswirkungen für die breite Gesellschaft zugänglich und
erfahrbar zu machen. Sowohl wissenschaftlich fundierte Informationsangebote als auch
verständigungsorientierte Diskussionen sind effektive Formate, um dies zu ermöglichen.
Letztlich lebt auch dieser Lernprozess von der Bereitschaft eigene Annahmen zu hinterfragen
und sich für neue bzw. andere Argumente zu öffnen, die einem bisher als wenig
relevant oder kaum nachvollziehbar erschienen.
Zudem unterstreicht diese Analyse, dass in wissenschaftlich gut informierten Prozessen
Bürger:innensichten eine wertvolle Ressource und Chance für eine besser gesellschaftlich
abgestimmte und damit tragfähigere Klimapolitik darstellen. Aus Bürger:innensicht
sollten diverse Wertvorstellungen, Bedürfnisse und Interessen bei der Umsetzung der
Transformationen Eingang finden. Deswegen braucht es nach Meinung der Autorinnen
und Autoren dieser Analyse einen Weg, wie die Politik über diese informiert wird – eine
vielversprechende Möglichkeit hierfür ist die Befähigung von Bürger:innen zur politischen
Mitbestimmung durch ein möglichst heterogenes Spektrum an Beteiligungsformen.
Aus dieser Sicht stellt der Einbezug von Bürger:innensichten eine Chance für eine
tragfähigere, an den Bedürfnissen der Bürger:innen orientierte